Seiten, die Ursprünge
Unser Agriturismo befindet sich heute in der Gemeinde Castello di Serravalle in einer kleinen und beschaulichen mittelalterlichen Ortschaft, mitten in den Hügeln um Bologna an der Straße gelegen, die nach Savigno führt und von dort weiter in die Berge Richtung Toskana aufsteigt.
Zur römischen Zeit lag unser Ort mitten in einer fruchtbaren Landschaft, die im Osten von der Via Cassia gestreift wurde, einer der Hauptverkehrsadern des Römischen Reiches, die Rom und Modena verband. Unsere Siedlung, umgeben von römischen Villen, umfasste damals eine Ansammlung von bäuerlichen Wohngebäuden.
In der Nähe befand sich ein alter Friedhof, dessen Gräber heute auf das 3./4. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Es war dann auch eine religiöse Nutzung, welche der Siedlung half, die schwierige Übergangszeit zu überstehen, welche von den Einfällen der Barbaren und der Aufteilung unseres Gebietes zwischen dem Byzantinischen Reich und dem Reich der Longobarden gekennzeichnet war – die Grenze zwischen beiden Territorien verlief genau in unserer Gegend.
Seit dem 10. Jahrhundert kann eine Pieve (dt. Pfarrei) bezeugt werden, die San Donnino gewidmet war: An ihrem Fuß, auf den Fundamenten römischer Gebäude, wurden aus Stein und Holz zwei Wohntürme errichtet. Der Bau dieser Häuser, die sowohl als Verteidigungsanlage als auch als Wohngebäude dienten, wurde mit Sicherheit von den Magistri Comacini angeleitet.
Im Hochmittelalter blieb unser Territorium sich selbst überlassen, und während die Stadtautoritäten von Bologna und Modena begannen, sich zu organisieren, geriet unser Ort unter den Einfluss der Adelsfamilie Cuzzano, welche von ihrem nah gelegenen Schloss aus das gesamte Tal beherrschte und sich mit ihrer Kaisertreue gegen die Forderung der Stadt Bologna nach Unterwerfung behauptete.
Nach Verrat und strategischen Allianzen, welche die Cuzzanos zum Beispiel als Verbündete Modenas in der berühmten Schlacht von Zappolino kämpfen ließen, erbte einer ihrer Nachfahren, Carisio, das Land der Wohntürme. So kam es ab 1400 zu einer kleinen Renaissance in den Mauern unserer heutigen Wohnungen.
Carisio und seine Nachkommen, die in der Zwischenzeit in den edlen Rang der Notare aufgestiegen waren, nahmen hier ihren Wohnsitz. Der erste überlieferte Name der Siedlung lautete daher auch Case Accarisi.
Balken und Holzinschriften in den Wohnräumen zeugen noch heute vom Geschmack des Adels und von der Atmosphäre des Alltagslebens, das sich hier vor langer Zeit abspielte. Unglücklicherweise kam es am Ende des 16.
Jahrhunderts nach intensiven Regenfällen am Monte Mauro, der über den Case Accarisi thront, zu einem Erdrutsch, welcher die römische Pieve unter sich begrub und damit den ältesten Teil unseres Ortes auslöschte. Nachdem die Familie der Cuzzano ausgestorben war, verfiel die Siedlung im 17. Jahrhundert zunehmend.
Die Kirche besaß in Folge den Großteil des Territoriums, und Bauern, die in ihrem Dienst standen, besetzten die Wohntürme und veränderten und erweiterten die Gebäudeanlage. Diesen Moment beschreibt Abt Calindri in seiner Geschichte des Bologneser Apennins im 18. Jahrhundert.
Seine Chronik berichtet vom damaligen wirtschaftlichen Leben des Ortes, das sich zum einen auf Feld- und Waldfrüchte, zum anderen aber auch auf den Anbau von Maulbeerbäumen und die Züchtung von Seidenraupen stützte, was eine Besonderheit in diesem Tal darstellte.
Das Wasser wurde dabei zu einem zentralen Faktor für die Entwicklung des Territoriums, das sich in den Jahrhunderten immer mehr wandelte.
Am Ufer des Samoggia befand sich zu dieser Zeit im Gehöft „Il lago“ eine große Mühle, welche die Wasserkraft des Baches mit Hilfe von Kanälen in Energie umwandelte. Diese Kanäle dienten auch den anderen Mühlen des Tales, wo neben der Müllertätigkeit kleine vorindustrielle Betriebe wie Sägewerke, Sämereien und Färbereien entstanden waren.
Gerade das Färben von Hanf, Leinen und Seide trug dazu bei, dass Bologna für den Tuchhandel noch im 19. Jahrhundert weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt war. Die Färberei (ital. tintoria), ein industriearchäologisches Unikum im Tal, gab dem Ort und unserem Agriturismo ihre Namen.
Während sich die Bauern im August 1843 in der Tintoria auf die Messe zu Mariä Himmelfahrt vorbereiteten, lagen Auseinandersetzungen in der Luft, und es brach hier, vor den Toren Savignos, die von Mazzini inspirierte revolutionäre Revolte gegen die Garnison der Karabiniere des Kirchenstaates aus.
Man träumte davon, von diesen Hügeln aus aufzubrechen und die Einheit Italiens zu erkämpfen! Da unsere Häuser aus Holz und Stein nur wenige Kilometer vom Zentrum dieses Aufruhrs entfernt lagen, wählte die Armee von Papst Gregor XVI sie zu ihrem operativen Stützpunkt, von dem aus sie die Ordnung in der Gegend wieder herstellen sollte.
Diese Ereignisse beendeten oder unterbrachen aber die Arbeit der Tintoria nicht, wie wir aus den Registerbücher schließen können, die seit Ende des 19. Jahrhunderts, ab der Einheit Italiens, überliefert sind. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts erlebte der Ort wieder eine Zeit, in der sein Weiterbestehen gefährdet war, zunächst durch das große Erdbeben 1929, dann durch die dramatischen Geschehnisse des zweiten Weltkrieges.
Die Ortschaft blieb trotz beider Ereignisse beinah völlig intakt, dank der soliden Grundmauern, die im Mittelalter gesetzt worden waren. Erst in den letzten Jahren beobachten wir eine Wiederbelebung dieses lokalen historischen Erbes, für welche die Wiederbelebung des Agriturismo ein wichtiges Beispiel ist.
So erlebt die Tintoria zu Beginn des neuen Jahrtausends eine neue Renaissance.
Wir danken für die Forschung zur Geschichte: Dott. Sergio La Canna e Dott. Vittorio Lenzi.